Der Schwur by Lescroart

Der Schwur by Lescroart

Autor:Lescroart
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-10-14T16:00:00+00:00


Kensing stieg die sechs Stufen hinauf und drückte auf den Knopf neben der Tür seines alten Hauses in der Anza Street. Er bezeichnete es bei sich immer noch als sein Haus. Und obwohl er nicht überkritisch sein wollte, ärgerte er sich über die Anzeichen der Verwahrlosung, die er bemerkte, wohin sein Blick auch fiel. Der ehemals frische hellgelbe Anstrich war zu einem kränklichen Blassgelb verschossen. Die früher weißen Bordüren waren grau geworden. Der Fensterladen gleich neben ihm hing schief herab. Die Blumenkästen hatten offenbar sogar die Erde verloren, ganz zu schweigen von den Pflanzen, die er so liebevoll darin gezogen hatte. Damals, als es zwischen ihm und Ann noch geklappt hatte, hatten sie sich trotz der vielen Arbeitsstunden um das Haus gekümmert. Sie hatten sich die Zeit dafür genommen.

Doch als er sich jetzt umsah, stellte er fest, dass sich in den Ecken der Treppe offenbar der Müll eines halben Jahres angesammelt hatte: zerdrückte Coladosen, alte Zeitungen und Werbebeilagen, durchweicht von den jüngsten Regenfällen, Bonbonpapierchen und genug Erde, um die Blumenkästen wenigstens zum Teil wieder aufzufüllen.

Wo steckte Ann bloß? Verdammt, falls sie immer noch im Bett lag, würde er etwas unternehmen müssen – auch wenn er nicht wusste, was. Sie hätte doch wach sein müssen, um den Kindern etwas zu essen zu geben. Wieder läutete er, und da er vermutete, dass die Klingel nicht mehr funktionierte, klopfte er an die Tür. Und zwar laut.

Er überlegte, ob sie ihm wohl absichtlich aus dem Weg ging und ihn versetzte, nur um ihn zu provozieren.

Drei Mal schlug er mit der Faust gegen die Tür, sodass sie in ihrem Rahmen erzitterte. Er wollte gerade gehen, als er ihre Stimme hörte.

»Wer ist da?«

»Ich bin es, Eric, Ann. Mach auf.«

»Hast du meine Nachricht nicht erhalten?«, fragte sie. »Ich hab vor zwei Stunden angerufen.«

»Hallo, Dad«, rief sein neunjähriger Sohn durch die Tür.

»Terry, sei still!«

»Hallo, Ter. Hallo, Mädchen. Seid ihr da?«

Er hörte, dass die beiden, Amber und Caitlin, sich hinter der Tür bewegten.

»Lasst das!«, schrie seine Frau die Mädchen an und wandte sich dann, durch die geschlossene Tür, wieder an ihren Mann. »Ich habe dir auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass du nicht zu kommen brauchst.« Das war eines von Anns Lieblingsspielchen. Obwohl sie wusste, dass Eric ein Mobiltelefon und einen Piepser besaß, rief sie bei ihm zu Hause an und hinterließ eine Nachricht, von der er auf diese Weise natürlich nichts erfuhr. Das wiederum gab ihr einen Grund, ihm böse zu sein, weil sie ihn nicht erreichen konnte.

»Tja, davon weiß ich nichts. Hast du es auf dem Handy versucht.«

»Hab ich nicht dran gedacht.«

»Nun, es war ein schöner Morgen. Also bin ich frühstücken gegangen.«

»Mit deiner Freundin, wie ich annehme.«

Eric hielt es für überflüssig, darauf zu antworten. Stattdessen rüttelte er am Türknauf. »Komm schon, Ann. Möchtest du jetzt nicht die Tür aufmachen?«

»Ich glaube nicht. Nein.«

»Und wie soll ich deiner Ansicht nach dann mit den Kindern zum Baseball gehen?« Sein Dienstplan gestattete es ihm nur selten, seine Kinder während der Woche zu sehen, weshalb es ihm sehr wichtig war, am Wochenende etwas mit ihnen zu unternehmen.



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